Cösitz
Kleiner Ort mit englischem Landschaftsgarten und verlassenem Schloss
Das Schloss, und vor allem der im Stil eines Englischen Gartens angelegte Schlosspark, sind einen Besuch des nur etwa 220 Einwohner zählenden Cösitz wert. Der Ort war bis Ende 2004 eine eigenständige Gemeinde und ist seit der Eingemeindung im Jahr 2005 Ortsteil der Stadt Zörbig. Im Ort gibt es eine seit 1857 im Familienbesitz befindliche Gaststätte, die 1965 gegründete Schalmeienkapelle Cösitz sowie die bereits 1935 gegründete Ortsfeuerwehr Cösitz.
Eine erste Nennung erfährt der Ort im Jahr 1370 als Stammsitz der Adelsfamilie von Kositz, die bis Mitte des 16. Jahrhunderts Eigentümer des Gutes blieb. Im Jahr 1636 wütete im Ort erst die Pest und dann schwedischen Soldaten im Dreißigjährigen Krieg, die das Dorf und das Gut schließlich abbrannten und Cösitz für viele Jahre verwüstet und unbeackert zurück ließen. Danach ging der Besitz an das Adelsgeschlecht von dem Bussche über, die das Rittergut samt Schäferei, Brauerei und Brennerei betrieben und bis 1945 in deren Besitz blieb.
Die Cösitzer Wallburg
Die Überreste einer sorbischen Wallburg, die bereits um das Jahr 750 an Stelle des heutigen Cösitz gestanden haben könnte, sind noch immer als ausgeprägte, bis zu 5 Meter hohe Wallanlage rund um den Gutshof erkennbar. Urkundlich erwähnt wurde die slawische Kesigesburch erstmals in den Annales Bertiniani *, als diese und 11 weitere Kastelle im Jahr 839 durch das Heer der Sachsen erobert wurden. Timiskulus oder auch Timislaw, der König der Coledizier, fiel bei diesen Kämpfen in seiner “Königsburg”, was als ein Hinweis auf eine stark befestigte Hauptburg der Herrscher der Colodici – einem slavischen Stamm – gedeutet werden kann.
In Mitteldeutschland zählt die Cösitzer Wallanlage zu den mächtigsten erhaltenen Anlagen ihrer Art. Die Hauptburg war mit einer Fläche von 1,5 Hektar und der Wall der Vorburg mit 8,5 Hektar gewaltig. Bei Ausgrabungen in den Jahren von 1972 bis 1976 wurde eine intensive Bebauung mit zahlreichen Lehmhäusern nachgewiesen. Ebenso wurden einfache Herdstellen, Kuppelöfen, Keramik sowie knöcherne und eiserne Gerätschaften gefunden. Einen zusätzlichen natürlichen Schutz der Wallburg zu Cösitz bot das feuchte, sumpfige Umland am Zusammenfluss von Fuhne und Nessel.
* Saxones interea contra Sorabos qui Colodici vocantur apud Kesigesburch dimicantes … victoriam adepti sunt … eandem urbem et undecim castella coeperunt.
Das Schloss zu Cösitz
Über dem Eingang am Turmportal steht: “Erbaut 1891 von Hubert Freiherr von dem Bussche-Lohe und Jeannette von Wuthenau”. Die Verbindung der beiden Adelsfamilien wird auch in den Allianzwappen an der gartenseitigen Balkonbrüstung und am Turm deutlich. Auf Höhe des ersten Stockwerks befindet sich am Turm eine Tafel, die neben den Wappen und der Jahreszahl 1842 folgenden Inschriften (soweit sich diese entziffern ließen) beinhaltet:
An Gottes Glueck und Segen ist ale gelegen
Clamer v d Busch Anno 1681 – Anna Lucia v Munichhausen Frau – v d Buscha Rauw v Rath ist – nach der That zu spaht
Das Schloss war sicherlich einmal wunderschön. Romantisch, verspielt und mit seinen holzgetäfelten Decken sicher sehr gemütlich. Noch im April 2005 bilanzierte die Bundesinitiative wir … hier und jetzt mit den Worten: “…zur Umwandlung von Schloss Cösitz in ein generationsübergreifendes Wohnprojekt. Das Beispiel Schloss Cösitz beweise, dass man mit Initiative und Kreativität viel bewegen kann, sagte Christel Riemann-Hanewinckel. Sie zeigte sich beeindruckt von dem Projekt…“. Einen Abschluss der Arbeiten gab es leider nie! Das Schloss ist äußerlich teilweise mit einem neuen Anstrich versehen und ein neues Dach gab es auch; an der Nordseite stehen neu errichtete, unverputzte Wände…
Irgendwann änderte sicherlich das Interesse der Politik und wieder einmal blieb ein Projekt auf halber Strecke liegen. Zumindest hat diese Aktion den Bau soweit erhalten und äußerlich nicht zerstört – vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der den alten Charme wieder hervor zaubert.
Die Mitteldeutsche Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 4. September 2010, dass die Arbeiten am Schloss für Generationen im Herbst 2010 begonnen werden. Bereits im Frühjahr 2011 soll der umgestaltete Bau bezogen werden können. Im ersten Bauabschnitt werden etwas mehr als eine halbe Million Euro in das Gebäude investiert, so Architekt Dietmar Sauer. Für den zweiten Bauabschnitt gibt es noch keine Planungen und somit auch keine Kalkulationen! Ob somit wirklich die neuen “Schlossherren” im kommenden Frühjahr in Richtung Park aus dem Fenster schauen werden…?
Der Englische Landschaftspark Cösitz
Der Gartenarchitekt August Hooff legte im Jahr 1874 im Auftrag des damaligen Rittergutsbesitzers Hubert Freiherr von dem Bussche-Lohe den Park an. Das Zentrum des Gartens bildet ein kleiner Teich in Form einer Pflugschar, welche Teil des Wappens des Adelsgeschlechts der Bussche-Lohe ist. Den Park durchzieht ein Netz an gepflegten Wegen und zur Landgewinnung angelegten Entwässerungsgräben, die über kleine Brücken trockenen Fußes überwunden werden können. Üblich für diese Zeit ist die Bepflanzung mit importierten Gewächsen; Urweltmammutbäume, Sumpfzypressen, Gingko und Pyramideneichen sind Teil der etwa 40 Baumarten im 25 Hektar großen Areals. Highlight ist sicherlich die Cösitzer Buche am Eingangsbereich des Parks. Die etwa 140-180 Jahre alte Blutbuche (in einigen Quellen auch älter geschätzt) gehört mit ihrem 6,55 Metern Stammumfang zu den dicksten Buchen Deutschlands und kann als Wahrzeichen der Ortschaft Cösitz angesehen werden.
Die Kirche
Im Jahr 1522 wurde die Kirche in Cösitz erbaut. Zuvor gab es im Ort eine kleine Kapelle, die möglicherweise die um 1300 gegossene Glocke, welche noch heute im Kirchturm hängt, bereits besaß. Der gotische Flügelaltar wird auf die Zeit um 1480 datiert. Er überstand den Dreißigjährigen Krieg, das Herr Napoleons und die beiden Weltkriege. Zu DDR-Zeiten wurde er sogar restauriert.
Das Kirchenschiff stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, ebenso die Gruftanbauten an der Nordseite, welche 1685 vollendet wurden. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude besitzt einen dreiseitigen Chorabschluss mit gerader Putzdecke und einen im Jahr 1882 neu erbauten quadratischen Turm.
Neun wertvolle Grabsteine sowie ein gepflegter Friedhof – u.a. mit Gräbern der ortsansässigen Adelsfamilie – werden durch einen etwa 2 Millionen Jahre alten Findling aus Skandinavien, der mit der letzten Eiszeit nach Cösitz kam, zur Besonderheit.
Der Cösitzer Teich
Der flache, fast 39 Hektar große See, entstand durch Einsenkungen eines Braunkohle-Bergbaugebiets um das Jahr 1936. Seit 1967 ist das Gebiet zwischen Radegast, Löbersdorf und Cösitz zum Naturschutzgebiet erklärt. Das Biotop rund um den Cösitzer Teich ist Heimat einer Vielzahl an Sumpf- und Wasservögeln sowie – aufgrund des 2002 verbotenen Angelsports – einer ungestörten Fisch- und Unterwasser-Fauna.
Parkverein Cösitz e.V.
Der Parkverein Cösitz hat es sich zur Aufgabe gemacht, der ca. 25 Hektar großen Park nachhaltig zu pflegen. Dazu zählen neben der Unterhaltung und Pflege des Baumbestands, der Wasserläufe sowie der Wiesen und Wege, auf die Erhaltung der Biodiversität. Im und um den Park gibt es Maßnahmen, die der Bruthilfe, dem Insektenschutz und der Zugänglichkeit des Parks für Besucher dienen.
Mehr über des Cösitzer Parkvein unter www.coesitzer-park.de.
Quellen:
- Slawische Wallanlagen in Deutschland
- Walter Schlesinger, Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters
- Wikipedia über Cösitz
- Stadt Zörbig (Schloss und Park Cösitz, Ortschaft Cösitz, Kirche Cösitz)
- Robert Schulze, Köthen in Anhalt
- Verein für anhaltinische Landeskunde
Karte / Übersicht
Cösitz liegt westlich der B 183 zwischen Radegast und Schortewitz. Der Ortskern liegt südlich dieser Verbindungsstraße; zum Schloss führt die holprige Parkallee.
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